Was ist Movement Training?
Einführung ins Movement Training & Movement Practice Philosophie
Was ist Movement Training
Einführung ins Movement Training
Stell dir ein Training vor, bei dem nicht Kalorien zählen, am schnellsten Laufen, oder Gewichte stemmen im Mittelpunkt steht, sondern die Bewegung selbst. Movement Training ist ein noch junger, aber seit Jahren wachsender ganzheitlicher Ansatz, der sich von konventionellem Fitness-Training und den meisten Sportarten deutlich unterscheidet. Anstatt monoton Übungen für einzelne Muskeln abzuarbeiten, geht es hier darum, deinen Körper auf vielfältige Weise zu nutzen und zu erleben. Im Movement Training stehen der Spaß an der Bewegung und die Wiederentdeckung aller Bewegungsmöglichkeiten unseres Körpers im Vordergrund. Dieses Training setzt Qualität und Variantenreichtum über eindimensionale Leistung – jede Bewegung wird bewusst und mit Neugier ausgeführt, stets bereit individuelle Varianten und Möglichkeiten zu entdecken.
Inhalte der Movement Practice
Movement Training vereint Konzepte aus verschiedensten Sport- und Bewegungsbereichen. Dazu gehören unter anderem:
- Kraft – z. B. Übungen mit dem eigenen Körpergewicht zur Stärkung des ganzen Körpers
- Koordination & Balance – etwa Gleichgewichtsübungen und komplexe Bewegungsabläufe
- Mobilität – gezielte Beweglichkeitsübungen für geschmeidigere Gelenke und Muskeln
- Animal Movement & Locomotion – das Erlernen neuer Bewegungsmuster (krabbeln, rollen, klettern usw.) für mehr Vielfalt
- Spiel & Improvisation – spielerische Aufgaben und freies Explorieren, um Kreativität und Spontanität zu fördern
- Partnerarbeit – Übungen zu zweit, bei denen man voneinander lernt, miteinander bewegt oder sich Bewegungsaufgaben stellt, die Verbindung und Freude an Bewegung fördern
- Atmung & Wahrnehmung – Atemübungen, Achtsamkeit und Schulung der Körperwahrnehmung zur Vertiefung der Bewegungsqualität
Diese Mischung macht jedes Movement Training abwechslungsreich und intuitiv. Mal bewegst du dich auf allen Vieren wie ein Tier, mal übst du einen präzisen Handstand, dann wieder lernst du eine flüssige tänzerische Bewegungsabfolge am Boden – langweilig wird es nie. Die multidimensionalen, natürlichen Bewegungen sprechen den ganzen Körper an und schulen nebenbei auch deinen Geist und deine Sinne. Im Gegensatz zu streng durchstrukturierten Fitnessplänen fördert Movement Training ein neues Körperbewusstsein: Du lernst, auf die Signale deines Körpers zu achten und Bewegungen achtsam sowie effizient auszuführen. Die Freude an der Bewegung steht dabei jederzeit im Mittelpunkt – dieser spielerische Ansatz weckt den Bewegungsdrang, den wir alle aus unserer Kindheit kennen. Erinnerst du dich, wie selbstverständlich Kinder rennen, springen oder auf Bäume klettern, einfach weil es Spaß macht? Genauso intuitiv und ungezwungen darf Bewegung sich auch für dich wieder anfühlen.
Alters- und Leistungsunabhängigkeit im Movement Training
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Movement Practice ist für alle geeignet. Unabhängig von Alter und physischer Leistungsfähigkeit, egal ob blutiger Anfängerin oder bereits Fortgeschrittener – jede*r findet Platz im Movement Training. Die Movement Practice lässt sich zu quasi jedem Zeitpunkt individuell anpassen, denn für jede Bewegung gibt es leichtere Einstiegsvarianten und schwierigere Progressionen. In vielen Movement-Classes trainieren Anfängerinnen und Fortgeschrittene sogar gemeinsam. Die Idee dahinter: Alle können voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren. Alter, Vorerfahrung oder aktuelle Fitness spielen keine Rolle – wichtig ist nur Offenheit, Neugierde und die Bereitschaft, den eigenen Körper neu kennenzulernen. Gute Trainer*innen holen dich genau dort ab, wo du gerade stehst und helfen dir, im eigenen Tempo Fortschritte zu machen. So wird Movement Training zu einer Reise, auf der du stetig neue Fähigkeiten entwickelst, Selbstvertrauen gewinnst und vor allem die Lust an der Bewegung (wieder)entdeckst.
Eine kurze Geschichte der Movement Practice
Die Movement Practice aka Movement ist das Ergebnis einer langen Evolution von Bewegungskulturen, die ihre Wurzeln in traditionellen Disziplinen wie Yoga und Kampfkunst sowie in den Methoden von Pionieren des Fitness und der Körperarbeit im 20. Jahrhundert haben. In jüngerer Zeit haben Leitfiguren wie Ido Portal, Shai Faran, Tom Weksler & Roser Tutusaus und viele weitere die Bewegungskultur durch ihre integrativen Ansätze und die Betonung der Bewegungsqualität in Verbindung mit Wahrnehmung & physischem Selbstausdruck neu definiert.
Movement und das Spiel
Das Play-Konzept im Rahmen des Movement bezieht sich auf eine Herangehensweise an körperliche Bewegung und Fitness, die nicht durch starre Regeln, spezifische Ziele oder den Gedanken an ein Ende definiert ist. Stattdessen liegt der Fokus auf der Freude an der Bewegung selbst, der Erkundung der eigenen körperlichen und geistigen Grenzen und der kontinuierlichen persönlichen Entwicklung. Dieses Konzept steht im Kontrast zum „Finite Play“, bei dem Spiele oder sportliche Aktivitäten mit dem Ziel betrieben werden, zu gewinnen, bestimmte Ergebnisse zu erzielen oder einen Abschluss zu finden.
Kernpunkte des Play-Konzepts im Movement Training:
- Kreativität und Experimentierfreude: Teilnehmer sind ermutigt, mit verschiedenen Bewegungsformen zu experimentieren, ihre eigenen Bewegungen zu kreieren und persönliche Ausdrucksweisen im Training zu finden. Diese Offenheit fördert Kreativität und Anpassungsfähigkeit.
- Spielerische Herangehensweise: Im Mittelpunkt steht der Spaß an der Bewegung und das spielerische Erkunden der eigenen Fähigkeiten und Grenzen. Dies hilft, eine positive Verbindung zum eigenen Körper zu entwickeln und Bewegung als eine Quelle der Freude und nicht als Pflicht zu sehen.
- Gemeinschaft und Zusammenarbeit: Bewegungsspiele fördern die Interaktion und das gemeinsame Experimentieren innerhalb der Bewegungsgemeinschaft. Es geht um Kooperation statt Wettbewerb, wobei die Teilnehmer voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren.
- Unendliche Entwicklung: Wir betrachten körperliche Fitness und Beweglichkeit als einen nie endenden Prozess. Es gibt keine „perfekte Form“ oder „Endziel“ zu erreichen, sondern eine ständige Reise der Verbesserung und des Lernens.
Die Balance zwischen Aktivität und Ruhe
Die Balance zwischen Aktivität und Ruhe ist ein fundamentaler Aspekt des Movement Trainings, der weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Wohlbefinden hat. Dieses ausgewogene Verhältnis fördert nicht nur die physische Gesundheit, sondern trägt auch wesentlich zur Verbesserung der eigenen somato-psychischen und psychosomatischen Regulationsfähigkeit bei. Aktive Bewegungsphasen stärken den Körper und verbessern die kardiovaskuläre Gesundheit, die Flexibilität und die muskuläre Ausdauer. Sie regen zudem den Stoffwechsel an und unterstützen die Körperkomposition. Parallel dazu bieten Momente der Stille z.B. am Ende eines Trainings eine unverzichtbare Gelegenheit für Selbstreflexion. Die bewusste Wahrnehmung der Stille nach der Aktivität ermöglicht es dem Körper und Geist, die Erfahrungen und Vorteile der Bewegung zu integrieren und zu verarbeiten.
Die Stärke der Gemeinschaft
Das gemeinsame Training in einer Movement-Gruppe verstärkt das Erlebnis des Movement Trainings. Der bewegte Austausch in Partner*innen-Übungen und die gegenseitige Unterstützung in der Gemeinschaft fördern Motivation und Durchhaltevermögen. Movement ist eine offene, inspirierende Umgebung, in der wir gemeinsam spielen, lernen und wachsen. Ob jung oder alt, Einsteigerin oder Profi – im Movement findest du Raum für kreative Bewegung, persönliches Wachstum und echte Verbundenheit. Erlebe am eigenen Körper, wie viel Spaß es macht, sich frei zu bewegen, und spüre die Energie, die entsteht, wenn wir zusammen unsere Bewegungsfreude teilen.
Jetzt nochmal von vorn: Was ist Movement Training?
Movement Practice repräsentiert nicht nur eine innovative Herangehensweise an eine nutzbare und vielseitige körperliche Fitness, sondern verbessert auch die Verbindung zwischen Körper und Geist. Durch die einzigartige Kombination aus einem Fokus auf Bewegungsqualität, eine große Vielfalt an Bewegungskonzepten und der Integration von Atem- und Wahrnehmungs-Konzepten, bietet Movement eine umfassendes Erfahrungsspektrum, welches weit über konventionelle Trainingsmethoden hinausgeht. Menschen jeden Alters und jeder Leistungsstufe sind eingeladen, sich dieser Bewegungspraxis anzuschließen, die nicht nur die physische Gesundheit fördert, sondern auch einen Schlüssel zu gesteigerter Lebensqualität darstellen kann.
Oder um es mit den Worten von Friedrich Nietzsche zu sagen:
"Um zu verstehen, gehen wir zu Fuß."
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written by Cornelius Feist
Movement Practice Philosophie
Movement versteht sich als ganzheitliche Bewegungskultur – eine Philosophie, in der Bewegung mehr ist als bloßes Workout. Es geht nicht um Zahlen, Wettkampf oder ein eindimensionales Fitnessziel, sondern darum, Bewegung als Mittel der Selbsterfahrung, des Ausdrucks, der Verbindung und Entwicklung zu begreifen. Training wird hier zu einer Art lebendiger Praxis, die Körper und Geist gleichermaßen anspricht. Anstelle von Leistungsdruck und starren Vorgaben rückt eine bewusste, explorative Haltung in den Vordergrund. Man erforscht die eigenen Fähigkeiten, lernt sich selbst durch Bewegung besser kennen und findet Freude im Prozess. Bewegung wird zum Spiegel, in dem wir mehr über uns selbst erfahren – wie wir mit Herausforderungen umgehen, wie wir uns ausdrücken und mit anderen interagieren. Diese Praxis schafft einen Raum, in dem persönliches Wachstum fast beiläufig aus der körperlichen Aktivität heraus entsteht.
Inspiriert ist dieser Ansatz von einer Vielzahl an Disziplinen. Movement Practice vereint Prinzipien und Übungen aus Tanz, Kampfkunst, Parkour, Yoga, Turnen und vielen anderen Bereichen. Auch Erkenntnisse aus somatischen Praktiken (Körperwahrnehmungs- und Bewegungsschulung) und dem Embodiment fließen ein – letztere betont die Verbindung von Körper und Geist. All diese Einflüsse teilen ähnliche Werte: Achtsamkeit, Bewusstsein für den eigenen Körper, kreatives Explorieren und ganzheitliches Lernen. Einer der einflussreichsten Begründer der modernen Movement Culture, Ido Portal, prägte die Idee, Bewegung jenseits einzelner Sportarten zu betrachten und alles, wozu der menschliche Körper fähig ist, zum Gegenstand der Praxis zu machen. In diesem Sinne ermutigt dich die Movement Practice, ausgetretene Pfade zu verlassen und verschiedenste Bewegungsformen auszuprobieren – von akrobatischen Elementen über fließende Tanzimprovisation bis hin zu meditativen Atemübungen. Die Vielfalt ist kein Zufall, denn sie schult deine Adaptivität: die Fähigkeit, dich auf neue Situationen und Bewegungsaufgaben einzustellen. Diese Fähigkeit können wir in der heutigen Zeit mit einem hohen Tempo an Veränderungen sehr gut gebrauchen. Durch die Movement Practice entwickelst Du einen anpassungsfähigen, resilienten Körper und Geist, der im Alltag wie im Training flexibel reagieren kann.
Die Auswirkungen dieser Philosophie sind in vielen Lebensbereichen spürbar. Zum einen verbessert eine solche ganzheitliche Bewegungspraxis natürlich die körperliche Gesundheit – Kraft, Ausdauer, Mobilität und Koordination entwickeln sich fast nebenbei weiter. Vor allem aber steigert sie die Lebensqualität: Wer lernt, sich frei und vielseitig zu bewegen, fühlt sich im eigenen Körper wohler und souveräner im Alltag. Gleichzeitig profitieren auch Geist und Seele. Studien zeigen, dass körperliche Bewegung nicht nur den Körper fit hält, sondern auch den Geist flexibler und kreativer machen kann. Viele Movement-Praktizierende berichten, dass sie durch die Schulung ihrer Wahrnehmung und durch das spielerische Training kreativer denken und problemlösungsorientierter handeln – schließlich übt man ständig, sich auf Neues einzulassen. Herausfordernde Bewegungsaufgaben fördern zudem die Resilienz: Du lernst, Rückschläge (etwa im Lernen einer neuen Fertigkeit) gelassen zu begegnen und dich Schritt für Schritt zu verbessern. Dieses Überwinden von Hindernissen in der Bewegung stärkt die mentale Widerstandskraft für Herausforderungen außerhalb des Trainings.
Nicht zuletzt entsteht durch Movement Practice oft ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Gemeinsam mit anderen zu üben – sei es im Partnertraining oder in der Gruppe – schafft Verbundenheit und gegenseitige Inspiration. Man unterstützt sich, lacht zusammen, teilt Erfolge und Erfahrungen. In einer solchen unterstützenden Gemeinschaft kann jede*r sich frei entfalten und über sich hinauswachsen. Bewegung dient hier also auch als soziales Bindemittel, das Menschen über alle Altersgruppen und Hintergründe hinweg zusammenbringt. Die Bewegungskultur wird zu etwas, das man gemeinsam lebt und ständig weiterentwickelt, anstatt allein im stillen Kämmerchen zu trainieren.
Zusammengefasst ist die Movement Practice Philosophie eine Einladung, Bewegung als lebendige Kunst und persönliches Abenteuer zu sehen. Sie verbindet körperliches Training mit Achtsamkeit, Kreativität und Lebensfreude. Indem du deinen Körper ganzheitlich schulst, schulst du auch deinen Geist – und umgekehrt. Du entdeckst neue Bewegungsmöglichkeiten, gewinnst an Gesundheit und innerer Balance und wirst Teil einer wachsenden Movement-Community. Vor allem aber lernst du, dass der Wert der Bewegung und des Lebens selbst nicht im Erreichen eines bestimmten Ziels liegt, sondern im Erleben selbst. Movement Practice ist ein nie endendes Spiel, das dein Leben bereichern und bis ins hohe Alter lebendig halten kann – eine Reise voller Entdeckung, Wachstum und Verbundenheit.
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written by Cornelius Feist